Kostüme, Escaperoom, Spinnrad, Scriptorium, Schmalzbrot, Zeitkapsel… aber auch Nachdenkliches in der Andacht sowie bei den Gedenkstättenfahrten – die Aktionswoche Geschichte machte die Vergangenheit in der Schule lebendig.

Über die ganze Woche öffnete der eigens für die Geschichtswoche konzipierte Escaperoom seine Türen.14 Lerngruppen wurden in die Situation entführt, dass fiktive Briefe aus vier Epochen der Schulgeschichte gefunden wurden. In diesen teilten ehemalige Andreaner:innen der Nachwelt mit, was ihnen in ihrer Zeit erzählenswert schien. Dabei hinterließen sie immer auch Rätsel, die im Rahmen einer Schulstunde zu lösen waren, bis ganz am Ende durch die gemeinsame Kraft aller Zeiten der „Geist des Andreanums“ erweckt wurde.

Um auch selbst nachfolgenden Generationen Informationen über das heutige Andreanum mitzugeben, wurde eine Zeitkapsel mit entsprechenden Statements gefüllt, die am Mittwoch von der 6L1 gewissenhaft verschraubt und im Garten beim FreiRaum vergraben wurde.

Bei unserem kleinen Wettbewerb zum Thema „Wie stellst du dir die Welt oder das Andreanum im Jahre 1225 vor?“ konnten einige Schülerinnen ihre kreative Ader ausleben, verfassten eine Geschichte, malten ein Bild oder nähten und bestickten ein Kissen – und ließen sich dafür mit einem Cafeteria-Gutschein belohnen.

Am Mittelalter-Mittwoch drehte sich alles um die Epoche, in der auch das Andreanum gegründet wurde – die erste Erwähnung lässt sich schließlich im Jahr 1225 nachweisen.

Eine kleine mittelalterliche Gemeinde kostümierter Andreaner:innen hielt Einzug in unsere Schule und versammelte sich in der großen Pause vor der Kastanie, wo auch mittelalterliche Spiele wie Reifentreiben, Pfählchen- und Hufeisenwerfen ausprobiert werden konnten, die auch einige Fans fanden, die insbesondere beim Reifentreiben immer ausgeklügeltere Strategien entwickelten.

Bei der Herstellung des mittelalterlichen Pausenbrotes hat die 5L1 ihr kulinarisches Geschick unter Beweis gestellt und in der großen Pause vier mit köstlichem Bohnenschmalz bestrichene Bauernbrote verteilt (es hätte auch noch mehr sein können).

   

In der Eingangshalle spann Katharina Stoberin, die eheliche Hausfrau des Baders der Altstädter Badestube, auf ihrem Spinnrad Wolle und weihte die 5M in die Geheimnisse der Badestube ein. Dabei erläuterte sie u.a. die Erfordernis regelmäßigen Badens (4x im Jahr vor den hohen Feiertagen), das Zahnreißen, den Aderlass und das Bartscheren. Im Scriptorium haben die Schüler:innen ihre Eignung als klösterliche Schreiberlinge mit Gänsekiel und Tinte bewiesen.

Aber während der Geschichtswoche gab es für einige Andreaner:innen auch Zeit zum Innehalten und Nachdenken. Zum einen fanden die Gedenkstättenfahrten der 10. Klassen statt. In diesem Jahr wurde die KZ-Gedenkstätte Salzgitter-Drütte besucht, wo die Schüler:innen bei einer Führung und einem Workshop Einblicke in die menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Häftlinge erhielten und an einem Ort des Geschehens den Schrecken der NS-Herrschaft vor Augen geführt bekamen.  

  

Der Nationalsozialismus war auch das Thema der donnerstäglichen Morgenandacht, in der es um das Denkmal für die „T4-Aktion“ ging, das vor 20 Jahren von einer Oberstufenschülerin entworfen wurde und das an die über 400 ermordeten Patient:innen der „Heil- und Pflegeanstalt Hildesheim“ erinnert, die zum Teil auch auf dem Michaelishügel untergebracht waren. Eine Ausstellung auf dem Flur des Haupttraktes gibt noch einmal Einblicke in die Arbeit des damaligen Oberstufenkurses und zeigt weiteren Entwürfe für das Euthanasie-Denkmal und die Begründungen der Schüler:innen.

Den Abschluss der Geschichtswoche bildeten die Kostümführungen am Freitag. Hier lernten die Schüler:innen viele interessante Details aus 800 Jahren Schulgeschichte und trafen auf Johannes Bugenhagen, von dessen strenger Schulordnung sie allerdings nicht sehr begeistert waren. Dafür dürften sie sich glücklich schätzen, dass man beim Bau des Nachkriegsgebäudes am Hagentorwall immerhin auch an Toiletten gedacht hat. Das war bis ins 19. Jahrhundert an der Schule nämlich nicht der Fall.

Wer sich noch einmal auf Zeitreise begeben möchte, findet anbei einen Artikel des „Andreaners“ aus dem Jahr 1969, in dem sich mit einem Blick in die Zukunft – genauer in das Jahr 2018 – der Unterricht vorgestellt wurde. Ob diese Prognose wohl eingetroffen ist?

 

Jennifer Nomrowski und Markus Becker