In vielen Schulen sind wegen der Energiekrise nur noch maximal 20 Grad Temperatur in Klassenräumen erlaubt – aber wie verträgt sich das im Winter mit dem ständigen Lüften? / Gymnasium Andreanum setzt Energiewächter ein.


Von Christian Harborth


Die Schulen im Landkreis Hildesheim steuern auf eine schwierige Situation zu. Einerseits sind sie aufgefordert, weiterhin ihr Bestes bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu geben. Und als Hauptwerkzeug gilt dabei seit bald drei Jahren das regelmäßige Lüften. Andererseits sollen sie als große Energieverbraucher ihren Beitrag leisten, die Energiekrise zu bewältigen. Beides zusammen ist aber kaum unter einen Hut zu bekommen.

Die Stadt Hildesheim, der größte Träger im Landkreis, hat ihre 24 Schulen verpflichtet, die Klassenräume mit maximal 20 Grad, Lehrer- und Verwaltungsräume mit 19 Grad und Sporthallen mit 17 Grad zu heizen. Flure und Funktionsflächen sollten ungeheizt bleiben, es sei denn, sie würden zu Unterrichtszwecken genutzt. „Die Schulen als größter kommunaler Flächennutzer stellen in Hildesheim auch den größten Energieverbraucher unter den öffentlichen Gebäuden dar und sind somit ein wichtiger Partner bei der Realisierung von Energieeinsparungen“, heißt es in einem Schreiben an alle Schulen zur Begründung. Die Stadt ist Träger von 17 Grund- und sieben weiterführenden Schulen.

Die Entscheidung, die Temperaturen allerorten zu senken, geht auf eine Bitte der Kultusministerkonferenz vom 1. September zurück. Demnach sollten die Schulträger in enger Abstimmung mit den Schulen Möglichkeiten ausloten, Heizenergie und Elektrizität zu sparen. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass der Unterricht reibungslos weiterlaufe.

Das Land macht an dieser Stelle keine weiteren Vorgaben. „Wir haben den Schulen aber allgemeine Hinweise zum Energiesparen auf unserem Bildungsportal als Tipps zur Verfügung gestellt“, sagt Sebastian Schumacher, Sprecher des Kultusministeriums. Dort finden sich auch die maximal 20 Grad Höchsttemperatur für Klassenräume, an die sich wohl die meisten Schulen ganz unabhängig von Vorgaben der Träger inzwischen halten.

Verbandschef Mounajed: „Quadratur des Kreises“
Doch genau an dieser Stelle haben manche Verantwortliche inzwischen auch massive Bedenken. Denn parallel zu den runtergedrehten Thermostaten, setzt das Land bei der Bewältigung der Corona-Pandemie weiterhin und explizit auf das regelmäßige Lüften der Klassenräume. René Mounajed, Vorsitzender des Schulleitungsverbands Niedersachsen und Direktor der Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim, spricht von der „Quadratur des Kreises“. „Wir sollen dafür sorgen, dass ständig frische Luft in die Klassenräume kommt und gleichzeitig die Heizungen runterdrehen – das kann im Winter gar nicht funktionieren.“ Ähnlich skeptisch äußern sich auch andere Pädagogen aus dem Umfeld von Hildesheims Schulen.

Auch die anderen Schulträger sind beim Thema Energiesparen mit ihren Bildungseinrichtungen im Gespräch – allerdings gibt es hier keine schriftlichen Vorgaben wie im Fall der Stadt. Das Bistum hat seine Schulen aufgefordert, umsichtig und sparsam mit Energie umzugehen. „Aber das ist auch ohne Aufforderung eine Selbstverständlichkeit“, sagt Stephan Speer, Leiter des Mariano-Josephinums.

Am Andreanum behalten Schüler den Verbrauch im Blick.
'Die evangelische Landeskirche hat ebenfalls Richtwerte und Empfehlungen geäußert. „Wir haben daraufhin in einigen Bereichen unsere Temperatur in vertretbarem Maße gesenkt“, sagt Dirk Wilkening, Leiter des Gymnasiums Andreanum.

Die Schule vom Hagentorwall hatte die Schulgemeinschaft schon vor vielen Wochen über das Anstehende informiert. „Aufgrund der unklaren Versorgungslage und der erhöhten Energiepreise wollen auch wir bewusster und sparsam mit Licht und Wärme umgehen“, hieß es schon damals. Neben dem Herunterregeln in den Räumen werde in den Toiletten auch das warme Wasser zum Händewaschen abgestellt. Wichtig sei dabei aber auch, dass niemand im Unterricht friere oder krank werde.

Das Andreanum bindet sogar die Schülerinnen und Schüler an dieser Stelle verstärkt ein. Alle Klassen setzen zwei Energiewächter ein, die Temperatur und Verbrauch im Blick behalten sollen.

Text und Foto: Archiv der Hildesheimer Zeitung, 16.11.2022

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.