Im Frühjahr 2022 eröffnete sich für das Andreanum die Möglichkeit eines Austausches mit der Reut High School of Arts in Haifa, Israel. Der Kontakt kam über Erasmuspartner die Universität Hildesheim einer pädagogischen Hochschule, dem Levinsky College, Tel Aviv zustande. Schneller als erhofft konnten wir den Austausch realisieren. Vom 06. bis zum 12.November 2022 besuchten uns israelische Schüler:innen des 12. Jahrgangs. Wir gedachten zusammen der Reichsprogromnacht am 09.11. und am 11.11. feierten wir zusammen Shabbat. Israelische und deutsche Schüler:innen gestalteten zusammen künstlerische Projekte.
Alle israelischen Schüler:innen waren zum ersten Mal in Deutschland.
Im Februar diesen Jahres waren die Andreaner:innen zum Gegenbesuch in Haifa. Auch dort realisierten wir gemeinsam künstlerische Projekte, feierten zusammen und wanderten durch die Berge im Norden.
Alle nahmen zahlreiche, eindrucksvolle Bereicherungen aus diesen Begegnungen mit.
Schon im Februar waren die israelischen Schüler:innen und Kolleg:inn:en tief beunruhigt über die politische Entwicklung im Lande. Ihren fortwährenden Protest gegen die Justizreform unterbrachen sie nur aus Verbundenheit zu uns deutschen Gäste. Eltern schilderten eindringlich auf der gemeinsame Wanderung die Sorge, dass ihre Töchter und Söhne, die wir zu zuvor in Deutschland begrüßen durften, nach ihrem Abschluss in wenigen Wochen drei Jahre zum Militär müssten.
Um so näher ist uns die bestürzende Entwicklung in Israel. Uns sind konkrete Menschen begegnet, die nun in eine schwere und blutige Krise involviert sind. Auch Haifa steht unter Beschuss. Der Libanon ist von der Anhöhe, auf der die Schule steht, in Sichtweite. Die Schule ist derzeit geschlossen und zeitweilig zu einer Operationszentrale des Militärs umgewandelt worden. Der Unterricht ins Homeoffice verlegt.
Wir halten Kontakt! Wir haben angeboten zumindest den Besuch nach Deutschland zu organisieren, in der Hoffnung für einen kurzen Zeitraum einen ruhigen und friedlichen Raum anbieten zu können. Aber es ist zur Zeit einfach zu gefährlich, das Land zu verlassen. Die Sprach- und Textnachrichten, die uns erreichen, machen betroffen. Sie sind von einem Sehnen nach Frieden und Miteinander geprägt.
Wir werden den Kontakt aufrecht erhalten und geben die Hoffnung nicht auf, uns im nächsten Jahr wiederzusehen.
Shalom! Der eigentlich selbstverständliche, alltägliche Gruß in Israel beschreibt zur Zeit nur einen Wunsch, keinen Alltag.
Shalom nach Haifa vom Andreanum aus!
i.A.
Dr. Lorenz Heimbrecht