Bruno Italiener ist am 2. Februar 1881 in Burgdorf geboren. Seine Mutter Marianne stammte aus der angesehenen Burgdorfer Familie Adler und sein Vater Josef war der jüdische Lehrer der Gemeinde. Bruno hatte zwei jüngere Geschwister namens Ludwig und Gustav. Die Familie zog 1886 gemeinsam nach Peine, wo der Vater neben dem Schulunterricht auch Dienste als Vorbeter, Rechnungsführer und Schächter der Gemeinde übernahm. 

Nachdem Bruno zunächst die Höhere Stadtschule in Peine und daraufhin die Samson-Schule in Wolfenbüttel besucht hatte, wechselte er im Alter von 15 Jahren auf das Königliche Gymnasium Andreanum Hildesheim in die Obersekunda. Im Jahr 1899 absolvierte er das Abitur am Andreanum mit dem Vorhaben, im Anschluss ein Theologiestudium zu beginnen, für welches er Peine im September desselben Jahres in Richtung Breslau verließ. Dort nahm er die Rabbinerausbildung am Jüdisch-Theologischen Seminar auf und legte 1908 sein Examen ab. Nebenbei begann er das Studium der Philosophie, Orientalischen Philologie und Literaturgeschichte, welches er 1903 mit der Promotion in Erlangen abschloss. 

Ab 1907 war Bruno Italiener Rabbiner der Israelitischen Religionsgemeinde Darmstadt. Er gehörte dem liberalen Judentum, auch Reformjudentum genannt, an. Diese Strömung innerhalb des Judentums hatte ihren Ursprung in Deutschland und entstand in der Zeit, als Juden aus der Isolierung des Ghettos in die europäische Gesellschaft eintraten und versuchten einen Einklang zwischen jüdischer Tradition und moderner Anpassungsfähigkeit zu finden.

1910 heiratete Bruno Hedwig Seckel. Gemeinsam bekamen sie zwei Töchter, Gerty Ruth und Hannah Irene.

Bruno Italiener als Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg, Gemälde von Ernst Vollbehr (offizieller Kriegsmaler vom Großen Generalsstab an der Westfront)


Während nahezu des gesamten Ersten Weltkrieges stellte sich Bruno Italiener als einer von ungefähr 30 Feldrabbinern, die zu mehr Anerkennung der jüdischen Religion an der Front führen sollten, als Rabbiner an der Westfront zur Verfügung. Seine Partizipation am Krieg begründete er mit der Hoffnung, der Krieg könne zum langersehnten innerdeutschen Frieden zwischen Juden und Christen führen. Als deutsch-jüdischer Patriot schrieb Italiener seine Kriegserfahrungen zwischen 1914 und 1916 unter dem Titel Von Heimat und Glauben nieder. Als Feldrabbiner war er neben Gottesdiensten und Seelsorge ein Ansprechpartner für jüdische Soldaten, bekämpfte antisemitische Hetze und kümmerte sich um die Verwundeten in den Lazaretten. Außerdem fungierte er als wichtiges Bindeglied zwischen den Familienmitgliedern aus der Heimat und den Soldaten an der Front und fotografierte sogar in seiner Freizeit Soldatengräber, um sie anschließend den Trauernden in der Heimat zukommen zu lassen.

Nach Kriegsende kehrte Italiener wieder nach Darmstadt zurück und schrieb 1919 das Werk Waffen im Abwehrkampf, das Argumentationshilfen für Juden im Umgang mit dem Antisemitismus bietet. In dieser Zeit verfasste er zahlreiche Schriften zur Wissenschaft des Judentums. Bei der wohl wichtigsten Publikation handelt es sich um die exakte Nachbildung der Darmstädter Pessach-Haggadah (eine aufgeschriebene Erzählung aus dem 15. Jahrhundert, die mit verschiedensten Abbildungen verziert worden ist und an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert). Italiener übernahm die Herausgabe des ersten Teiles der Publikation und fügte liturgische Ergänzungen der Erzählung hinzu, um in der Bibel und der Buchkunst die Gemeinsamkeiten des Judentums und Christentums aufzuzeigen.

Von 1928 bis 1939 war Italiener Oberrabbiner der Gemeinde Neuer Israelitischer Tempel in Hamburg, welches zu den ersten und bekanntesten Gemeinden des liberalen Judentums gehörte. Er engagierte sich zu seiner Amtszeit intensiv an dem Neubau der Synagoge in der Oberstraße und führte die Gemeinde während des Nationalsozialismus wieder an die traditionellen und konservativen Haltungen des Judentums heran, da eine national-zukunftsorientierte Prägung immer schwieriger vertretbar wurde.

1939 emigrierte Italiener gemeinsam mit seiner Frau mithilfe des Chief Rabbi’s Religious Emergency Council nach London. Hannah und Irene waren bereits in den Jahren zuvor nach England geflüchtet. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1951 arbeitete Bruno als Rabbiner an der Bernhard Baron St. George’s Jewish Settlement und später an der West London Synagogue of British Jews. Er blieb stets im engen Kontakt zu seinem Heimatland und fungierte noch einmal als Gastrabbiner in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 17. Juli 1956 starb Italiener an den Folgen eines Unfalls in seiner Wohnung.

Jakob Moritz Beck, Q1 (2020/2021)

Foto: Italiener Bruno_Juedisches Museum Frankfurt am Main, Sammlung Dr. Paul Arnsberg, Hessen, F87-G167