Schulchöre profitieren davon, dass Singen heute bei vielen Jugendlichen als cool gilt

Kurz vor den Sommerferien zeigen viele Schulchöre bei öffentlichen Konzerten ihr Können – so auch am evangelischen Gymnasium Andreanum in Hildesheim.

VON JOACHIM GÖRES

Hildesheim. Generalprobe des Hauptchores am evangelischen Gymnasiums Andreanum in  Hildesheim: Die Musiklehrerin Gesine Frank dirigiert knapp 120 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 13. „Mehr Alt!“, ruft sie laut und blickt zu den tiefen Frauenstimmen bei „Slipping Through My Fingers“.

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Weitere acht Stücke zählen zum Programm des Hauptchores, das noch am Abend beim Sommerkonzert in der Turnhalle vor 1000 Besuchenden aufgeführt wird. Nicht nur um die richtigen Töne geht es bei dieser letzten Probe. „Wenn ihr gerührt seid: Nicht den Kopf zur Seite drehen. Das machen einige von euch“, kritisiert Frank zum Beispiel bei einem Lied.

„Vor so einem Konzert bin ich extrem aufgeregt, aber wenn dann der erste Ton erklingt, ist die
Aufregung weg“, sagt die Abiturientin Nosipko Radebe. „Man guckt in nette Gesichter, das gibt mir ein superschönes Gefühl.“ Sie lobt die Auswahl der Stücke, eine Mischung aus alten Liedern wie „Herzlieb zu dir allein“ aus dem 15. Jahrhundert und modernen Titeln wie „Shut Up And Dance“.

Gesine Frank, die Musik und Geschichte unterrichtet, be- tont: „Auch Vorschläge der Schülerinnen und Schüler werden berücksichtigt, wobei gerade ‚Shut Up And Dance‘ auf gemischte Reaktionen traf. Manchmal ist es einfacher, sich auf traditionelle Lieder zu einigen.“

Fernsehserien haben das Singen populär gemacht

Dazu gehört auch „Hine mah tov“, ein jüdisches Lied nach Psalm 133,1. „Geistliche Lieder spielen üblicherweise bei unserem Adventskonzert eine größere Rolle“, sagt Lorenz Heimbrecht. Der Musik- und Religionslehrer leitet den Chor der Klassen 5/6 mit derzeit zwölf Mädchen. „Wenn die vor 1000 Besuchern stehen, sind sie erst mal ganz schön erschrocken. Doch wenn dann begeistert geklatscht wird, freuen sie sich umso mehr. Sie wachsen daran“, sagt Heimbrecht. Jungen ziehe es in diesem Alter eher in Arbeitsgemeinschaften wie Robotik oder Schach. „Insgesamt muss man aber sagen, dass das Singen heute populärer ist, auch durch Serien wie ‚Deutschland sucht den Superstar‘.“ Vor 20 Jahren habe das Singen bei vielen Schülern noch als uncool gegolten.


Emily Reichert und Henriette Fritz aus der 8. Klasse haben im vergangenen Schuljahr mit ihrer Musikklasse den Einschulungsgottesdienst für die neuen Fünftklässler musikalisch gestaltet: „Der Chor ist für uns keine Pflicht, sondern wir haben einfach Lust zu singen. Man lernt da neue Leute aus anderen Klassen kennen und kann sich dabei nach einem vollen Unterrichtstag gut entspannen.“

Neben dem Hildesheimer Andreanum gibt es in Niedersachsen zehn weitere evangelische Schulen. Auf der Jahrestagung des Evangelischen Schulbundes Nord 2022 in Jena unterstrichen viele
Schulen die besondere Bedeutung der Musik. Die Paul-Gerhardt- Schule aus Dassel hat sogar eine eigene Hymne: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud.“

Text und Foto: Archiv der Evangelischen Zeitung vom 25.06.2023

 

 

 

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