Wir wollen feiern: 800 Jahre Andreanum!

Vom 29.11.24 bis zum 28.11.25 wird es eine Reihe von Aktivitäten geben, die auf Begegnung und Gemeinschaft zielen. Zur Einstimmung empfehlen wir den Trailer zum Jubiläum.

Hier geht es zu den aktuellen Veranstaltungen sowie zum Jahresüberblick 800 Jahre Andreanum.

 

 

von Nathalie Benkendorf

 

Christoph Biemann kann die Maus zwar nicht zeichnen, aber dafür Kompliziertes kinderfreundlich erklären. So auch, wie Kriegsfolgen seine Schulzeit prägten.

 Hildesheim - Es herrscht aufgeregtes Gedränge in den Fluren vor dem Andachtsraum des Andreanums, die Kinder haben Bücher dabei, warten darauf, dass sich die Türen öffnen, denn: Christoph Biemann aus der „Sendung mit der Maus“ ist zu Gast. Ohne Schnauzer, aber dafür mit grünem Pullover. Er stellt sich am Dienstagmittag den Fragen der Schülerschaft der sechsten Klasse, vorgetragen von Lissea Rump und Konstantin Paland von der Schülerzeitung.

Alle Stühle sind besetzt und der sichtlich aufgeregte Jahrgang wird auf einmal ganz still, um zu lauschen. Biemann nimmt Platz auf dem roten Sofa, neben sich einen Obstteller. „Wie fühlt es sich an, wieder hier zu sein?“, ist die erste Frage. Schließlich ist Biemann ein Andreaner, sein Abitur machte er 1971 in Hildesheim. Im Rahmen des 800-jährigen Jubiläums der Schule lädt das Andreanum das Jahr über jede Menge Alumni ein.

Die Schule hat sich verändert

Und was vielen der Besucher vermutlich zuerst ins Auge stechen wird: Die Schule hat sich verändert. Für Biemann fühle sie sich zwar trotz der Umbauten noch vertraut an, seine Schulzeit könne er aber nicht mit dem heutigen Unterricht am Andreanum vergleichen. „Ich hatte fiese Lehrer“, erzählt er zu Beginn. „Sie hatten durch den Krieg lädierte Körper, manchen fehlten Hände oder Arme, und auch ihre Seelen waren lädiert“, erinnert er sich. „Sie waren verbittert. Hier wurde man früher angeschrien und auch geschlagen.“

 Es sei keine schöne Zeit gewesen, schließt er ab. Und auch sein Abiturschnitt war nicht vorbildlich: „3,5 oder so“, gibt er zu. Weil er ein Jahr in Amerika war und nichts nachholen musste. Während er die Kurse aufzählt, in denen er fast oder ganz durchgefallen ist, wird klar, warum er den lockeren Erklär-Bären in der „Sendung mit der Maus“ so gut verkörpert. Die Fragen der Andreaner beantwortet er geduldig und mit Humor – seine Lieblingsfarbe ist beispielsweise Blau und nicht Grün, wie sein Arbeitsoutfit vermuten lassen könnte. Und die bekannte Trickfigur-Maus kann er selbst gar nicht zeichnen.

„Früher wurden alle Andreaner Arzt, Anwalt oder Apotheker.“

Auch sein Werdegang dürfte viele Kinder überraschen. „Früher sind alle Andreaner Ärzte, Apotheker oder Anwälte geworden“, sagt Biemann. Er habe stattdessen Medienpädagogik studiert – dass das überhaupt geht, habe er vorher lange nicht gewusst. Den Kindern rät er dazu vor allem, dass sie nicht in Hildesheim studieren. „Auch nicht in Göttingen oder Hannover“, plädiert er. „Ihr müsst rausgehen, weg von hier. Und wenn ihr dann wollt, könnt ihr wieder zurückkommen.“

So wie er selbst – zumindest für einen Dienstag. Nach dem Interview stehen die Sechstklässler Schlange – für Selfies, Autogramme, Signaturen in Büchern. Wie sich Biemann erklärt, dass eine Sendung, die vor 50 Jahren zum ersten Mal in der Flimmerkiste lief, heute noch für so viel Aufregung sorgt? „Wir geben uns Mühe“, antwortet er. So bestätigt es auch sein Interviewpartner Konstantin Paland: „Die Maus ist lustig und unterhält einen, aber man lernt auch etwas.“

Text und Fotos: Archiv der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 22.01.2025

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.