Geistlicher verlässt Sibbesse nach zwölfeinhalb Jahren, bleibt der Hildesheimer Region aber in zwei Funktionen erhalten

Es begann in der Sibbesser Kirche während der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika mit einem markerschütternden Ton aus der Vuvuzela und endete jetzt am selben Ort im Jahr der Frauen-WM mit einer La-Ola-Welle durch die Gemeinde. Damit schloss sich am Sonntag der Kreis für Pastor und Fußballfan Claudio Steinert, der sich nach zwölfeinhalb Jahren von den evangelischen Kirchengemeinden Almstedt, Möllensen, Petze und Sibbesse verabschiedete. Der Geistliche wird zum 1. Februar Schulpastor am Hildesheimer Gymnasium Andreanum und Springerpastor im Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld.

Es war der 20. Juni 2010, als Pastor Steinert seine erste Predigt in Sibbesse hielt. Weil zu dieser Zeit an seinem bisherigen Arbeitsplatz in Südafrika gerade die Fußball WM stattfand, brachte Steinert eine Vuvuzela mit in den Gottesdienst, blies kräftig in die Tröte. Obwohl Vergleiche mitunter hinken könnten, verglich der Pastor in seiner letzten Predigt seine Zeit in Sibbesse und Umgebung mit einem Fußballspiel. Dabei habe er in den zwölfeinhalb Jahren sämtliche Positionen besetzt: mal als Libero, mal als Mittelfeldregisseur und wenn es sein musste als Schiedsrichter. Aber immer fair und im Team: „Wir wollten für Gott auf den Platz gehen und gewinnen“, sagte Claudio Steinert, für den es in der Kirche allerdings einen Unterschied zum Fußball gibt: „Alle sind Sieger, es gibt keine Verlierer.“

Nach den Worten von Superintendentin Katharina Henking verlieren die Kirchengemeinden durch die Entpflichtung zwar einen hochgeschätzten Pastor, wodurch eine weitere Vakanz entstehe. Gleichzeitig gewinne der Kirchenkreis aber einen erfahrenen Geistlichen im bitter notwendigen Springerdienst: „Dadurch bleiben Sie im Kirchenkreis, helfen bei Vakanzen und wenn Kolleginnen oder Kollegen Unterstützung brauchen.“ Sie habe Claudio Steinert als einen kraftvollen Prediger mit Schwung und Einfallsreichtum erleben dürfen, der in seiner durch Afrika geprägten Musikalität die Herzen der Menschen erreicht habe.

Katharina Henking zeigte sich erfreut, dass schon ab dem 1. Februar mit dem Ruhestandspastor Detlef Richter ein Vakanzvertreter für zunächst drei Monate gefunden werden konnte und Diakonin Christel Dirksen den Vorkonfirmandenunterricht übernehmen werde. „Dankbar bin ich auch den treuen und engagierten Männern und Frauen in den Kirchenvorständen und in der Mitarbeiterschaft, und auch die kundige Gemeindesekretärin Christine Abbetmeier bleibt am Platz. Das ist Gold wert“, sagte die Superintendentin.

Für den Kirchenvorstand bedankte sich Gerd Kaufmann bei Claudio Steinert: „Sie haben uns viel Lebensfreude geschenkt. Sie waren ein Pastor, wie man sich ihn vorstellt.“

tw

Text und Foto: Archiv der Hildesheimer Zeitung, 17.01.2023