Am Freitag zelebriert Geneses im Audimax Songs aus allen Schaffensphasen der Rockgiganten – und der 21-jährige Jonathan Reitze ist mittendrin.

Von Ralf Neite

Meintest du Genesis? Das will Google wissen, wenn man Geneses ins Suchfeld einträgt. Die Frage ist gut, und die Antwort lautet nein und ja. Nein, da es tatsächlich um eine Band namens Geneses geht. Und ja, weil die sich darauf spezialisiert hat, Stücke von Genesis zu covern. Die Gruppe wirbt sogar damit „Europas größte Genesis Tribute Show“ zu sein. Ganz neu dabei, an den Keyboards, ist der Hildesheimer Jonathan Reitze.

Spielen wir das Internet-Spiel noch einen kurzen Moment weiter und geben Genesis bei Wikipedia ein. Dort rangiert die 1967 gegründete englische Progrock-Band bei den Vorschlägen auf Platz eins – sogar noch vor der Schöpfungsgeschichte aus der Bibel, nach der sie benannt ist. Kein Wunder, zählt Genesis doch zu den erfolgreichsten Bands aller Zeiten. Kein Wunder auch, dass es zahlreiche Tribute-Gruppen gibt, darunter die weltweit aktive kanadische Formation Musical Box, die auch große Hallen füllt.

Ganz so weit hat es Geneses noch nicht gebracht. Doch auch die vom Braunschweiger Schlagzeuger Kim Schwarz gegründete Band hat sich in den zehn Jahren ihres Bestehens ein größeres Publikum erspielt. Bei der aktuellen Deutschland-Tour tritt sie vor allem in Stadthallen und größeren Sälen mit 400 bis 700 Plätzen auf, die in der Regel fast oder sogar komplett ausverkauft sind. In diese Kategorie gehört auch das Konzert am Freitag im Hildesheimer Audimax, für das – Stand Mittwoch – nur noch wenige Karten zu bekommen sind.

Für Jonathan Reitze ist es ein Heimspiel. Er ist in Hildesheim geboren und hier zur Schule gegangen, hat vor zwei Jahren am Andreanum sein Abitur gemacht. Klavier spielt er schon seit seinem sechsten Lebensjahr. Mit zwölf Jahren gründete er mit zwei älteren Schulfreunden seine erste Band, das Jazztrio Easy Moving. Später war er Keyboarder bei Feeling Blue, spielte in der Latin- und Salsaband der Musikschule und kurze Zeit auch Saxofon in der Bigband.

Inzwischen studiert er Popular Music an der hannoverschen Musikhochschule, lebt in einer WG in Hannover, ist in mehreren Projekten als Musiker und Produzent aktiv, unter anderem der Soulpop-Band Leyhausen. So weit, so gut. Doch wie kommt ein 21-Jähriger dazu, Stücke einer Gruppe zu covern, die ihr letztes Studioalbum fünf Jahre vor seiner Geburt veröffentlicht hat?

Reitze hatte schon Erfahrungen als Einspring-Musiker in einer Lindenberg-Coverband, hatte auch das eine oder andere Genesis-Stück schon einmal gespielt. Als ihm sein Mitstudent Jacob Hansen Anfang des Jahres erzählte, dass Geneses einen neuen Keyboarder suchte – Hansen ist einer der beiden Schlagzeuger der Band –, wurde er neugierig, begann sich näher mit dem Original zu beschäftigen, nahm schließlich „Mama“ und „Firth of Fifth“ als Bewerbung auf – und bekam den Job.

„Es macht mega Spaß, das zu spielen“, berichtet Reitze, gibt aber auch zu: „Da sind einige Stücke nicht ganz ohne.“ Das betrifft die Spieltechnik ebenso wie die Vielzahl von Sounds, die Genesis-Keyboarder Tony Banks im Verlauf seiner Karriere verwendet hat. Reitze hatte den Ehrgeiz, Banks’ Klänge auf seinen Instrumenten nachzubilden, statt sich die Sounds aus dem Internet zu beschaffen. Zu 100 Prozent sei ihm das nicht gelungen, gesteht er – aber er sei sehr nah dran.

Viele Stationen hatte die Band noch nicht auf ihrer Tour, die meisten Termine kommen noch. Doch schon stellt kann der Tastenmann fest: „Ich bin sehr happy damit.“ Die Reaktionen des Publikums seien bei allen Konzerten positiv gewesen. „Mich überrascht, dass die Leute bei einem Song wie ,Cinema Show’ aufstehen und tanzen.“ Immerhin ist der mehr als 50 Jahre alte Klassiker im 7/8-Takt geschrieben!

„Cinema Show“, „Firth of Fifth“ und eine ganze Reihe weiterer älterer Titel wird man auch in Hildesheim erleben können, dazu poppige Stücke aus der Spätzeit wie „I can’t dance“ oder „Jesus he knows me“ – ein zweistündiger Ritt durch die Genesis-Historie unter der Devise „All Sides Live“.

Eine letzte Frage muss sein: Peter Gabriel oder Phil Collins? „Darauf hätte ich wohl vorbereitet sein müssen“, sagt Jonathan Reitze, „bin ich aber nicht.“ Er verfällt in ein langes, nachdenkliches Schweigen und gibt schließlich eine fast salomonische Antwort: „Vom Geschmack her eher Collins, aber vom Spielerischen her machen die Gabriel-Sachen mehr Spaß.“

Das Konzert von Geneses am Freitag, 29. November, im Audimax beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es über die gängigen Online-Portale.

 

 

Text und Foto: Archiv der Hildesheimer Zeitung vom 28.11.2024

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