Es gibt Orte in unserer Schule, die nur selten betreten werden und deshalb besondere und ungewohnte Ausblicke bieten. Einer dieser Orte ist das Dach des Ost-Trakts, von dem aus man auf das Weltkulturerbe „Michaeliskirche“ schauen kann.

Ungewöhnliches spielt sich aber auch im Vordergrund des Fotos ab: Dort sind acht runde Gegenstände zu sehen, die keine Bälle sein dürfen und deren Geschichte und Herkunft unbekannt ist.

So lautete die Aufgabe für die Schüler:innen der Jahrgänge 5-7 entsprechend: Schreibt eine Fantasiegeschichte und erzählt, was das für Gegenstände auf dem Dach sind (es dürfen keine Bälle sein) und wie und warum sie dort hingekommen sind.

Die Jury – bestehend aus den Schüler:innen-Sprecherinnen Alma Heimbrecht und Marlene Stosch, der Sekretärin Frau Harms, dem Bibliotheksteam Frau Kuhaupt, Frau Klinkhardt und Frau Olsson sowie dem Schulleiter Herrn Wilkening – durfte kurz nach den Sommerferien zwölf ganz unterschiedliche, wunderbare und fantasievolle Geschichten lesen. Alle Teilnehmenden waren letztlich Gewinner, darin war sich die Jury schnell einig. Deshalb gab es auch als Preise Cafeteria-Gutscheine für die zwölf Schriftsteller:innen. Bei der Preisverleihung im Telemannsaal (Foto s.u.) wurde schnell deutlich, dass sich die anwesenden Klassen die Wiederholung eines Fantasiegeschichten-Wettbewerbs wünschten. Herr Wilkening betonte als Schulleiter in seiner Begrüßung, wie wichtig die Förderung von Fantasie ist – auch um Probleme in der Zukunft zu lösen, von denen es genug auf der Welt gäbe.

Drei Fantasiegeschichten waren so besonders, dass sie auf der Homepage und im Jahresbericht veröffentlicht werden sollen. Diese Geschichten gibt es jetzt hier zum Nachlesen und Staunen…

Dirk Wilkening

3. Platz: Saam Ekheraei Sanaei „Die acht Planeten, die vom Himmel fielen“ (Klasse 7E2)

Mein Name ist Saam, und ich werde nie vergessen, was an diesem Mittwochmorgen passiert ist.

Als ich zur Schule kam, standen alle auf dem Hof und starrten nach oben. Auf dem Dach der Schule lagen acht silberne Kugeln. Sie waren glatt, glänzten leicht bläulich und bewegten sich kein bisschen. Viele meiner Freunde dachten zuerst, es wären Fußbälle oder runde Lampen, aber sie sahen zu perfekt aus. Ich wusste sofort, dass sie nicht von hier waren.

In der Nacht davor hatte ich ein komisches Geräusch gehört, ein tiefes und seltsames Summen, das durchs Fenster kam. Ich stand auf und sah acht Lichter am Himmel, die langsam herunterkamen. Sie schwebten leise und legten sich genau auf das Schuldach. Am nächsten Tag waren sie da.

Plötzlich dachte ich: „Ich will unbedingt wissen, was da auf dem Schuldach liegt!“ Also bin ich nach der Schule heimlich zur Rückseite der Schule gegangen, zu der alten Feuertreppe. Die Mülltonnen standen unten, also stellte ich mich zuerst auf eine von ihnen. Und dann auf das Fensterbrett. Vorsichtig zog ich mich hoch. Die Leiter war rostig, aber sie hielt. Schritt für Schritt kletterte ich bis auf das Dach.

Oben lagen sie: „Die acht Kugeln.“ Glatt, glänzend und silbern, genau wie die Lichter, die ich nachts gesehen hatte. Ich hockte mich hin und betrachtete sie genau. In jeder Kugel schimmerte etwas, ein kleines Licht. In einer war es rot, in einer anderen blau. Ich erinnerte mich an die acht Planeten aus dem Unterricht. Langsam legte ich die Kugeln in eine Reihe hin: erst Merkur, dann Venus, Erde, Mars …

Nichts passierte – oder vielleicht doch. Es wurde ruhiger, und die Kugeln fingen leicht an zu vibrieren. Gerade als ich aufstehen wollte, bemerkte ich eine neunte Kugel, die etwas abseits lag. Sie war durchsichtig, und in ihr drehte sich eine kleine Sonne.

Ich nahm sie vorsichtig in meine Hand und spürte ein warmes Kribbeln. Plötzlich wurde alles still. Ich wusste, dass dies erst der Anfang von etwas Großem war. Und in diesem Moment spürte ich: „Ich war nicht nur ein Teil der Welt, sondern die Welt war auch ein Teil von mir.

2. Platz: Wencke Becker „Das Schneckenhörnchen ist nicht mehr einsam“ (Klasse 6E2)

Es war einmal eine kleine Stadt mit einem noch kleineren Wald - und genau in diesem Wald ist in diesem Moment ein Wunder geschehen. Die Schnecke Fridolin und das Eichhörnchen Margret haben ein kleines Kind bekommen. Sie waren zwar glücklich, aber auch erschrocken, denn das, was sie da erschaffen haben, war kein normales Tier! Es war eine übergroße Schnecke mit einem viel zu runden Haus, fast so rund wie ein großer Apfel. Außerdem hatte es Arme und Ohren wie ein Eichhörnchen. Sie nannten es „das Schneckenhörnchen“. Es wuchs schneller als Schnecken oder Eichhörnchen, schon nach wenigen Wochen konnte es bereits sprechen und laufen.

Eines Abends, als das kleine Schneckenhörnchen im Bett lag und die Mutter kam, um gute Nacht zu sagen, fragte das Kleine: „Mama?“ „Ja?“, sagte die Mutter. „Gibt es noch mehr Kinder wie mich?“ „Ich weiß nicht“, gab die Mutter zu. „Aber was ich weiß, ist, dass du einzigartig und wunderbar bist und dein Vater und ich dich über alles lieben.“

Als der Abend und die Nacht vorbei waren, saß das Schneckenhörnchen mit seinen Eltern beim Frühstück (es war über Nacht schon wieder größer geworden). „Mama, Papa, ich muss hier raus! Diese kleine Höhle ist und bleibt für immer mein Zuhause, aber wenn ich ehrlich bin, reicht mir das nicht. Ich will die Welt entdecken… und …“ (es zögerte) „…und ich will Wesen finden wie mich, die so sind wie ich! Es tut mir Leid!“

Erst waren die Eltern dagegen, aber nach ein paar Gesprächen hatte das Schneckenhörnchen sie soweit! Und dann… war der Tag gekommen. „Tschüß! Hab euch lieb!“, rief es noch ein letztes Mal, dann war es weg. Es ging mal nach links, dann nach rechts und wieder nach links. Schließlich kam es auf eine Lichtung, doch sie war nicht wie die vertrauten Lichtungen im Wald – nein – auf dieser standen seltsame Blöcke und Dinge und überall waren seltsame Geschöpfe, die rannten und schrien. Das Schneckenhörnchen fühlte sich eingeschüchtert und versteckte sich hinter einer Mauer. Dann sah es ein großes Gebäude, es war mit Moos und Gräsern bewachsen und auf dem Dach… Nein, das konnte doch nicht sein, oder? Schnell ging die Schneckenhörnchen-Mischung auf das Gebäude zu. Es kroch die Fassade hoch (das war eine Eichhörnchen-Gabe). Als es oben war, erstarrte es und flüsterte: „Das kann nicht sein!“ Und lauter fügte es hinzu: „Hallo, ist da jemand?“ Vor ihm lagen ein paar kugelrunde Kugeln. Sie sahen aus wie große Äpfel. Plötzlich streckte ein kleines Tier den Kopf heraus, dann noch eines und noch eines. „Hallo“, sagte eines: „Bist du… seid ihr auch…“ „Schneckenhörnchen?“, vervollständigte eines den Satz. „Ja!“, schrie ein anderes und hüpfte in die Höhe. „Willkommen!“, sagte das von vorhin. „Möchtest du zu unserer Gemeinschaft gehören?“ „Natürlich!“, sagte das kleine Schneckenhörnchen und von nun an war es nicht mehr allein und immer glücklich.

Die Kinder, die an diesem Tage aus dem Fenster sahen, sahen nur ein paar seltsame Kugeln mit Punkten oder Kreisen. Sie hielten sie für „Fußbälle“, wie das Schneckenhörnchen später erfuhr.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann liegen die Häuser der Schneckenhörnchen noch immer dort.

1. Platz: Bastian Severloh Die Kugeln der Erinnerung” (Klasse 6E2)

Es war ein Dienstagmorgen, als plötzlich acht geheimnisvolle Kugeln auf dem Schuldach lagen.
Niemand wusste, wie sie dorthin gekommen waren. Sie sahen aus wie Bälle, aber sie schimmerten
silbern, als wären sie aus flüssigem Mondlicht gemacht. Kein Lehrer traute sich näher heran –
und niemand konnte erklären, was es damit auf sich hatte.

Doch Clara, eine Sechstklässlerin mit einem ziemlich guten Gespür für magische Dinge, spürte es
sofort: Diese Kugeln gehören nicht in unsere Zeit. Am selben Nachmittag schlich sie sich mit
ihrer Katze Minou zurück auf das Schulgelände. Minou war keine gewöhnliche Katze – sie konnte
sprechen, wenn der Mond voll war, und sie war fast 300 Jahre alt.

„Sie sind wieder da“, flüsterte Minou. „Genau pünktlich zum 800. Jubiläum.“

„Wer ist sie?“, fragte Clara.

Minou schnurrte geheimnisvoll. „Die Erinnerungskugeln. Sie erscheinen nur alle hundert Jahre,
um zu prüfen, ob die Schule ihr magisches Gleichgewicht bewahrt hat.“

Clara kletterte leise aufs Dach. Die Kugeln summten leise, und eine begann zu leuchten, sobald
sie sich näherte. Vorsichtig berührte sie diese – und plötzlich wurde alles hell. Sie stand in
einer alten Klosterschule, im Jahr 1225. Die Gänge waren still, die Schüler trugen
Mönchskutten, und statt Tafeln gab es Wachstafeln und Tintenfässer. Doch mitten im Raum stand
eine Gestalt mit goldenen Augen – der Hüter der Schule, ein Zeitgeist.

„Du bist die Auserwählte“, sagte der Hüter. „Du sollst acht Geschichten sammeln – eine aus
jedem Jahrhundert. Die Kugeln bewahren sie. Und nur, wenn alle Kugeln erwachen, wird die Magie
der Schule für weitere 100 Jahre erhalten bleiben.“ Clara kehrte zurück in die Gegenwart – mit
einem Auftrag.

In den folgenden Tagen berührte sie jede Kugel. Jede führte sie in eine andere Zeit:

– Zu einem Schulmädchen, das 1512 heimlich lesen lernte.

– Zu einem Jungen aus dem Jahr 1813, der vom Klassenzimmer aus Napoleons Truppen marschieren
sah.

– Zu einem Lehrer aus dem Jahr 1925, der in einer geheimen Kammer Zaubertinte aufbewahrte.

– Und sogar in die Zukunft: 2225, wo die Schule in der Luft schwebte und Gedanken unterrichtet
wurden wie Fächer.

Als sie die letzte Kugel berührte, erschienen alle acht in einem Kreis um sie – und begannen,
über dem Dach zu schweben. Ein Lichtstrahl schoss in den Himmel.

Und am nächsten Morgen stand auf dem Schulhof plötzlich eine steinerne Säule mit der Inschrift:

„Diese Schule bewahrt nicht nur Wissen, sondern auch Magie – seit 800 Jahren.“

Niemand wusste, wer das aufgestellt hatte. Nur Clara lächelte – und Minou schnurrte zufrieden
auf ihrer Schulter.