Andreanum muss Schüleraustausch mit Partnerschule in Haifa vorerst absagen

Seit Wochen schauen weltweit Menschen betroffen auf die Geschehnisse in Israel. Die terroristischen Angriffe der palästinensischen Hamas-Kämpfer auf Israel und die Reaktionen des israelischen Militärs beschäftigen die Schulgemeinschaft des Hildesheimer Gymnasiums Andreanum ganz besonders. „Unsere Gedanken sind bei den verzweifelten Familien und Angehörigen im Gaza-Gebiet und in Israel – wir denken an die Geiseln, ihre verzweifelten Familien, die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten und alle Menschen, die von diesem Konflikt betroffen sind“, schreibt die stellvertretende Schulleiterin Ruth Wallis in einer Rundmail an die Schulgemeinschaft.

Die hat eine besondere Beziehung zu Israel, pflegt seit 2022 eine Partnerschaft mit der Reut High School of Arts im west-israelischen Haifa. Im Zuge dessen waren bereits junge Menschen aus Israel in Hildesheim und umgekehrt. Im Dezember sollte wieder eine Gruppe aus Haifa anreisen – unklar war, ob dieser Besuch angesichts der kriegerischen Ereignisse überhaupt stattfinden kann . Nun ist er endgültig abgesagt worden. Und es gibt auch eine Entscheidung zu dem Gegenbesuch der Hildesheimer, der für kommenden Februar geplant ist.

Anfang dieses Jahres war bereits eine Gruppe des Andreanums zu Gast in Haifa. Schon damals seien die israelischen Schüler und Schülerinnen sowie Lehrkräfte beunruhigt über die politische Entwicklung im Lande gewesen. Auf der Internetseite des Andreanums ist von dem Besuch zu lesen. Auch davon, dass Eltern in Sorge seien, dass ihre Töchter und Söhne, die die Hildesheimer zuvor in Deutschland begrüßen konnten, nach ihrem Abschluss zum Militär müssten. Die Angst hat sich bewahrheitet. „Die Nachrichten, die uns erreichen, machen sehr betroffen. Die Schüler und Schülerinnen, die uns letztes Jahr besucht haben, sind inzwischen zum Militär eingezogen und damit Teil des Krieges. Sie sind kaum älter, als ihr es seid. Es ist eine schreckliche Vorstellung, dass sie nun um ihr Leben fürchten müssen“, schreibt Lorenz Heimbrecht, Lehrer am Andreanum und zuständig für den Israel-Austausch, an diejenigen am Andreanum, die am Austauschprogramm beteiligt sind.

Gegenseitige Besuche wird es vorerst nicht geben. „Unsere Partnerschule im israelischen Haifa hat den für Dezember angekündigten Besuch abgesagt, ein Israelaustausch ist in dieser Krisensituation nicht möglich. Auch der Gegenbesuch unserer Schülerinnen und Schüler, der für Februar geplant war, wird nicht stattfinden können“, erklärt Ruth Wallis.

Dem Leid, das die Gemeinschaft der Partnerschule erleben muss, will das Andreanum am ersten Unterrichtstag am Mittwoch, 1. November, 12 Uhr, mit einer gemeinsamen Schweigeminute gedenken. Zudem soll der Israelkonflikt in den nächsten Tagen verstärkt im Unterricht thematisiert werden. Der Landesschülerrat Niedersachsen und auch der Hildesheimer Stadtschülerrat hatten dies grundsätzlich in einer Erklärung gefordert . Mahmud Deliktas, Schüler des Goethegymnasiums und Mitglied des Stadtschülerrates erklärte, Schüler müssten die Gelegenheit haben, „sich bezüglich einer kriegerischen Auseinandersetzung, ob Nahostkonflikt oder Ukrainekrieg, ausreichend zu informieren“ – und sich mit diesen Informationen im zweiten Schritt auch auseinanderzusetzen.

Text und Foto (1): Archiv der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 30.Oktober 2023