Zwei Lehrer:innen, 15 Schüler:innen, zwei mehr oder weniger funktionierende Kleinbusse  und sehr viel Essen als Ladung. Die besten Voraussetzungen für eine Reise in die Niederlande, die wir zur großen Freude aller in den ersten vier Septembertagen gemeinsam mit Frau Dr. Heine und Herrn Baramsky antreten konnten. Wir, damit meine ich das Seminarfach „Perspektivwechsel“ des Schuljahrs 21/22, in dem es um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden ging.

Das Seminarfach ist eigentlich Bestandteil der Q1 und so sollte auch unsere Fahrt schon vor einiger Zeit stattfinden. Jedoch haben unberechenbare Dinge wie eine weltweite Pandemie, aber auch berechenbare Dinge wie z.B. unsere Klausurenpläne diese Reise immer wieder zu verhindern gewusst. Den Ersatz bildeten zwei „digitale Austauschwochen“, eine im Winter 2021 und eine im Frühjahr 2022, bei denen wir dank der nur so zum Teil funktionierenden Technik beider Schulen nicht viel mehr voneinander erfuhren, als dass Niederländer:innen auch gerne Bier trinken und der wahre Freund der Deutschen der Fahrradhelm ist.

Zum Glück kam dann in den Sommerferien 2022 die Nachricht, dass nun doch eine Fahrt in die Niederlande möglich sei. Und so machte sich oben genannte Besetzung auf nach Ouddorp an der niederländischen Nordseeküste. Auf zwei Busse aufgeteilt (mit und ohne Radiosender) fuhren wir erst einmal bis nach Rotterdam. An dieser Stelle großen Dank an Marten für ein ehrwürdiges Opfer, das er auf der Hinfahrt erbracht hat! Dort in Rotterdam trafen wir dann zum ersten Mal die Niederländer:innen. Erster Programmpunkt: Die Erasmusbrücke, die den gleichen Namensgeber wie die Organisation hat, die diese Fahrt ermöglicht und zum größten Teil auch finanziert hat. Auf Wunsch der niederländischen Lehrerin wurde diese zweimal überquert. Einmal rüber und dann direkt wieder zurück („You have ten minutes: Go, go, go!“). Trotz allgemeiner Erschöpfung und einigen Uneinigkeiten über ein angemessenes Gehtempo schlugen wir uns tapfer durch die Stadt und schauten uns einige Gebäude an, bevor wir dann die Gelegenheit bekamen, unseren Hunger und (sehr großen) Durst zu stillen. Rotterdam: eine Stadt mit viel Flora und Fauna und einigen Turteltäubchen…Die dann doch recht späte Ankunft in Ouddorp hielt uns zwar leider von einem Meeresbesuch ab, allerdings nicht davon, für alle Nudeln mit Tomatensauce zu kochen! Und so war der erste Tag auch schon vorbei.

Am Freitag durften wir einen Vormittag an der Schule in Middelharnis miterleben. Trotz leider verspäteter Abfahrt kamen wir einigermaßen pünktlich dort an und wurden sehr nett empfangen. Ein Schultag in Holland hört sich jetzt erst einmal nicht so spannend an, aber es gibt doch einige interessante Unterschiede zum Schulalltag, wie wir ihn hier kennen. Vor der ersten Stunde und auch vor unserem gemeinsamen Essen durfte ein Gebet, gesprochen von der niederländischen Lehrerin, nicht fehlen. Während wir viel mit verschiedenen Methoden arbeiten, uns in Gruppen Sachen selbst erschließen oder mit dem Lehrer zusammen überlegen, ist in den Niederlanden (zumindest soweit wir es mitbekommen haben) der Frontalunterricht die üblichste Form. Wie wir erfuhren, gibt es so etwas wie eine „mündliche Note“ dort überhaupt nicht. Nach einem Mittagessen gemeinsam mit den Schüler:innen wurden wir durch den Ort Middlharnis geführt, in dem allerdings nicht alle unserer Austauschschüler:innen wohnten. Viele kommen sogar von den anderen umliegenden Inseln und haben einen ziemlich weiten Schulweg.

Nächster Programmpunkt für den Freitag (nun Nachmittag) war ein Besuch des  Museums Waternoodsramp über die Flutkatastrophe 1953. Zu unserem Glück war unser Museumsführer ein Zeitzeuge und wusste so über nahezu jedes Ausstellungsstück sehr detailliert und unter Einbindung einiger eigener Lebenserfahrungen zu berichten. In einem für ein Museum wohl durchaus angemessenen, für uns allerdings etwas zermürbenden Tempo, bewegten wir uns also durch die einzelnen Räume und freuten uns nach den 2 Stunden umso mehr auf einen ausklingenden Abend am Strand. Dieser verschob sich aus unterschiedlichsten Gründen jedoch so weit nach hinten (Verzicht war keine Option), dass wir am Ende gegen 22 Uhr in der Nordsee schwammen, was zwar ein (für einige) kaltes, aber auch irgendwie schönes Erlebnis war!

Samstag in Amsterdam. Darauf hatten wir uns alle sehr gefreut und die Gesprächsthemen waren geprägt von Witzen (?) über den natürlich strengstens verbotenen Drogenkonsum. Nach einer Führung durch eine „versteckte Kirche“, bei der uns der Museumsführer eine wichtige Lektion mit auf den Weg gab (Toleranz bedeute Respekt zu haben und sowohl Tolerierter als auch Tolerierender zu sein!), wurden wir unter dem Motto „Alles, was in Amsterdam passiert, bleibt in Amsterdam“ in die wirklich sehr schöne Stadt entlassen. Die Gruppe traf dann beim Anne-Frank-Haus wieder zusammen, das wir alle gemeinsam durchliefen. Ein sehr erschütternder Besuch, aber ich würde dieses Museum jedem weiterempfehlen, denn es schafft eine echte Atmosphäre und bringt einem die Gedanken, Ängste, aber auch Hoffnungen dieser Zeit näher. Auch an diesem Abend wurde von uns selbst gekocht, was wunderbar geklappt hat, auch wenn nicht alle wussten, wo die Sachen im Kühlschrank standen. Die Niederländer:innen waren zum Essen eingeladen und wohl etwas erstaunt über die vielen Orangensaftflaschen in unserer Küche (Zitat einer Niederländerin:„Do you only drink orange juice in Germany?“)…

Unser letzter Tag beinhaltete noch eine Führung durch Den Haag, bei der wir die ein oder andere interessante Geschichte über die Königsfamilie und den Ministerpräsidenten erfuhren. Nun wirklich letzter Programmpunkt war der Besuch von Madourodam, eine Art interaktives Miniaturland der Niederlande. Da konnten wir alle noch einmal die Mengen an übrig gebliebener Energie der letzten Tage beim Käselaibhochheben, Wasserpumpen und  Bötchen-Fahrenlassen verbrauchen. Natürlich sind wir auch noch einmal über die Miniatur-Erasmusbrücke gelaufen und so hat sich der Kreis unserer Reise perfekt geschlossen. Nach ca. 6 Stunden Rückfahrt bei geschätzten 40°C (die Busse hatten keine Klimaanlage…) sind dann alle halbwegs gesund und glücklich wieder angekommen!

Es war für uns alle in vielerlei Hinsicht eine lehrreiche und mit Sicherheit einmalige Fahrt!

Tot ziens!

Maria Fritz, Q1

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