Heinrich Spanuth wurde am 16. Juni 1873 am Klagesmarkt in Hannover geboren. Er starb am 25. Oktober 1958, begraben wurde er auf dem Friedhof Am Wehl in Hameln. Spanuth ist u.a. bekannt für die Erforschung der Sage vom Rattenfänger von Hameln.

Sein Vater war Peter Heinrich Friedrich Spanuth (1883-1911). Er arbeitete als Pastor in Schulenburg. Seine Mutter hieß Maria Margarete geb. Hache (gestorben 1949). Heinrich Spanuth hatte acht Geschwister. Drei seiner jüngeren Geschwister waren Gottfried (1882-1965), Johannes (geboren 1874) und Friedrich. Heinrich Spanuths Lebensgefährtin hieß Martha, geb. Oertel. Er hatte Kinder und Enkel. Einer seiner Söhne war Ernst Spanuth.

Heinrich Spanuth war Schüler des Andreanums seit Ostern 1888. Seine Schulzeit am Andreanum beendete er Ostern 1893 mit dem Abitur. Im selben Jahr legte auch sein jüngerer Bruder Johannes die Abiturprüfung ab. Beide traten zum gleichen Zeitpunkt in die Prima ein, Ostern 1891. Heinrich Spanuth äußerte schon während seiner Schulzeit den Wunsch, wie sein Vater Theologie zu studieren, sein Bruder Johannes tat es ihm gleich. Nach dem Abitur am Andreanum studierte Heinrich Spanuth Theologie und Philosophie an den Universitäten in Göttingen und Marburg. 1906 wurde er Oberlehrer am Lehrerinnenseminar in Hameln an der Viktoria-Luise-Schule, die im Oktober 1859 als städtische Höhere Töchterschule gegründet worden war. Er führte weitere Studien in Geschichte und Deutsch durch und absolvierte die Lehramtsprüfung in Religion, Hebräisch und Geschichte. Am 16. April 1912 übernahm Spanuth als Direktor die Leitung der Schule.

Nach der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde Heinrich Spanuth im Mai 1933 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Er hatte dagegen protestiert, Bekanntmachungen der neuen Regierung in der Schule auszuhängen, und versucht, die Teilnahme von Schülerinnen an einem Fackelumzug zum Tag von Potsdam zu verhindern. Im Ruhestand begann er mit der intensiven Arbeit an der Sage vom Rattenfänger von Hameln und wendete sich der Heimatforschung zu. In den 1930/40er Jahren verwaltete er ehrenamtlich das Stadtarchiv in Hameln, leitete mehrere Abteilungen des Heimatmuseums und fungierte als Pfleger für Bodenaltertümer in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont. Zusammen mit dem Stadtarchivar Dr. Wann aus Troppau gelang es Spanuth 1936, die lange verschollene „Lüneburger Handschrift“ wieder aufzufinden. Es handelte sich um eine Abschrift der „Catena aurora“, der „Goldenen Kette“ des Mönchs Heinrich von Herford, die einen Nachtrag über das Hamelner Ereignis mit der Nennung einer Augenzeugin enthält. Darin wird ein Ereignis aus dem Jahr 1284 beschrieben. Dieses Ereignis wurde durch die mündliche Erzähltradition 200 Jahre weitergegeben und schließlich in Form eines Berichtes zu Papier gebracht. Spanuth arbeitete intensiv daran, den Ursprung der Sage zu enträtseln. Er beschäftigte sich in seinem Buch mit verschiedenen Theorien zu der Sage. Einige verloren nach genaueren Nachforschungen an Glaubwürdigkeit.

Spanuth war Mitglied der Historischen Kommission für Niedersachsen sowie Ehrenmitglied des Heimatbundes Niedersachsen. Er setzte sich leidenschaftlich für den Erhalt alter Baudenkmäler ein. Er hatte ein besonderes Auge für alte sowie neue Gebäude, dies zeigt sich besonders in seinem Stadtführer „Spanuth`s Führer durch die Rattenfängerstadt Hameln“. Im Jahre 1956 erhielt Heinrich Spanuth das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, eine Auszeichnung für „besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet“.

Da Spanuth eine prägende Person für die Stadt Hameln war, erhielt die Erschließungsstraße zwischen Felsenkellerweg und Dr.-Klages-Weg (Gelände Gutberlet) im Jahr 1971, 13 Jahre nach Spanuths Tod, die Bezeichnung „Spanuthweg“. In diesem Baugebiet wurden Straßen hauptsächlich nach Hamelner Persönlichkeiten benannt.

Eine umfassende Darstellung des Lebens von Heinrich Spanuth, die neben seiner Lehrtätigkeit und Heimatforschung auch seine religionspädagogischen Arbeiten untersucht, steht bislang noch aus.

Jula Knieke, Q1 (2020/21)

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