Historiker
Wilhelm Wachsmuth wurde am 28. Dezember 1784 in Hildesheim geboren. Obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammte (sein Vater war Wundarzt), konnte er eine Höhere Schule, das Andreanum, besuchen. Wachsmuth berichtet in seiner Lebensskizze (erschienen 1863) rückblickend über den Unterricht am Andreanum: "Hauptsache war die Lesung griechischer und lateinischer Autoren; hierin wurde in der Tat viel geleistet." Im Anschluss an seine Hildesheimer Schuljahre nimmt Wachsmuth im Jahre 1803 das Studium der Theologie und Philologie in Halle auf, ist dort Mitglied einer schlagenden Verbindung und besucht in seiner Freizeit z.B. das Sommertheater Bad Lauchstädt, wo damals Goethe inszenierte. Im Jahre 1806 wird er fünfter Lehrer am Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg, sein hauptsächliches Unterrichtsfach: Latein. 1811 wechselt er als Subrektor und vierter Oberlehrer an das Francisceum in Zerbst (Latein und Französisch) . In Zerbst heiratet er die Tochter eines früheren Bürgermeisters der Stadt; von seinen neun Kindern aus dieser Ehe überleben ihn lediglich zwei. Im Frühjahr 1815 kehrt er nach Halle zurück, jetzt als Oberlehrer am Gymnasium Latina und mit einem Lektorat an der Universität (Italienisch und Englisch). Er beginnt hier auch, sein Neigungsfach, die Geschichte, zu lehren.
Nach Wahrnehmung eines Rufs an die Universität Kiel (Lehrstuhl für Alte Literatur) gelangt er 1825 endlich an das Ziel seiner beruflichen Wünsche: Er wird ordentlicher Professor an der Universität Leipzig auf dem Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte. in den folgenden 40 sehr produktiven Jahren in Leipzig gründet Wachsmuth u.a. die Vorform des heutigen historischen Seminars, die Historische Gesellschaft, und wird Mitbegründer der Sächsischen Akademie. 1844 erscheint das wohl nachhaltigste Werk des Historikers Wachsmuth, seine vierbändige Geschichte Frankreichs im Revolutionszeitalter. Am 23. Januar 1866 verstirbt er in Leipzig. Die Verbundenheit gegenüber seiner Heimatstadt Hildesheim wird u.a. aus zwei aktenkundig gewordenen Notizen deutlich: Er verfügte in seinem Testament Zuwendungen an die Hildesheimer Armenanstalt und an das Museum in der Martinikirche. Bereits zu seinen Lebzeiten stiftete Wachsmuth unserer Schule anläßlich seines fünfzigjährigen Doktorjubiläums (19.9.1861) eine Summe von 100 Talern, aus deren Zinsen jährlich ein Preis an denjenigen Schüler gestiftet werden sollte, "welcher durch das Urtheil seiner Mitschüler als der im Griechischen kenntnißreichste Schüler bezeichnet werden würde."
ANNETTE NEUBAUR