Eduard Pestel wurde am 29. Mai 1914 als Sohn eines Kaufmannes in Hildesheim geboren. Er verstarb am 19. September 1988. Er war Professor für Mechanik an der Technischen Hochschule Hannover, heute Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, und einer der Mitbegründer des „Club of Rome“ im Jahr 1968. Weiterhin übte er für die CDU das Amt des niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst aus. Sein Leben widmete er vor allem der Wissenschaft.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eduard Pestel in Hildesheim. Er ging auf die Mittelschule am Paradeplatz, dem heutigen Hindenburgplatz. 1923 wechselte er zum humanistischen Gymnasium Andreanum, an dem er 1932 sein Abitur ablegte.
Pestel wuchs in einem stark konservativen Elternhaus auf, das nicht von der Demokratie überzeugt war. Darin begründet sich auch Eduard Pestels Faszination für Arthur Mahraun und seinen national-liberalen bündischen „Jungdeutschen Orden“, eine nicht verfassungsfeindliche, aber offen antisemitisch und antibolschewistische Organisation, deren Jugendorganisation, der „Jungdeutschen Jugend“, er sich anschloss. 1933 trat Eduard Pestel dann auch dem NSDStB, dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund bei. Dort wurde er „Arbeitsgemeinschaftsführer“. Auch der SA trat er bei und wurde bei dieser Rottenführer.
Eduard Pestel begann im November 1935 nach Abschluss seiner Maurerausbildung an der Technischen Hochschule Hannover ein Studium für Mechanik. Ab 1938 hielt sich Eduard Pestel im Ausland auf. Im Rahmen eines Stipendiums schloss er sein Studium zunächst als Master of Engineering am Rensselaer Polytechnic Institute (R.P.I.) in Troy, Bundesstaat New York, ab. Hier schrieb er einen Brief mit antisemitischem Gehalt an den Hochschulrektor. Angehängt an den Brief war ein Pamphlet, das vor der angeblichen Gefahr der Juden in den USA warnte, und forderte, Juden von der Verfassung auszuschließen.
Bis 1947 verblieb Eduard Pestel im Ausland. Nach seinem Abschluss am R.P.I. wurde er bis Dezember 1939 Hilfsarbeiter bei der deutschen Gesandtschaft in Mexiko. Daraufhin ging er bis 1941 in die Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft in Washington D.C. Dort lernte er auch seine erste Frau, Mary Jaqueline Evans, kennen. Anschließend ging er dann nach Japan, wo er zunächst am deutschen Generalkonsulat in Kobe arbeitete. Später arbeitete er noch bei verschiedenen Firmen als Ingenieur. 1948 promovierte er dann an der Technischen Hochschule Hannover. Dabei war Otto Flachsbart, sein früherer Mechanikprofessor, sein Mentor.
Eduard Pestel habilitierte am 18. Januar 1949 und wurde Professor an der Technischen Hochschule Hannover bis 1981. In dieser Zeit erreichten ihn Rufe an zwei andere deutsche Technische Hochschulen. Auch wurde er Direktor des Instituts für Mechanik. Von 1969 bis 1970 wurde er Rektor der Technischen Hochschule Hannover. Er blieb bis 1981 an der Technischen Hochschule Hannover, wobei er die letzten vier Jahre aufgrund seines Ministeramtes nicht mehr aktiv wahrnehmen konnte.
1968 gründete Eduard Pestel den Club of Rome mit. Der noch heute bestehende Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Experten verschiedener Disziplinen, der sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt. Er unterstützte die Forschenden bei ihren Studien und verfasste selbst auch Berichte. So schrieb er die Neubewertung des ersten Berichts des Club of Rome, die zum Jubiläum des Club of Rome 1988 erschien. 1978 gründete Eduard Pestel die Deutsche Gesellschaft Club of Rome.
Von 1977 bis 1981 war Eduard Pestel Minister für Wissenschaft und Kunst im niedersächsischen Landesparlament. In der Zeit förderte er ganz besonders die Zusammenarbeit der deutschen Wissenschaftler*innen mit israelischen und rekonstituierte die Deutsche Technion Gesellschaft e.V., die ein Förderverein für die Technische Hochschule Israels in Haifa war und 1933 nach der Gründung 1923 durch Albert Einstein von der NS-Regierung verboten worden war.
Eduard Pestel hatte zwei Frauen. Die erste, Mary Jaqueline Evans, heiratete er am 16. November 1940. Mit dieser hatte er vier Kinder. Er ließ sich von ihr 1961 scheiden und heiratete wenige Wochen später Anneliese Ude, mit der er keine weiteren Kinder hatte.
Seinen Lebensabend verbrachte Eduard Pestel mit seinen vielen Ehrenämtern, z.B. in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Er verstarb am 19. September 1988 in Hannover und liegt auf dem Herrenhäuser Friedhof begraben.
In einer „Gemeinsamen Erklärung der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität und der Deutschen Technion-Gesellschaft e.V.“ distanzierten sich beide Institutionen 2016 nachdrücklich von den Äußerungen Eduard Pestels in der NS-Zeit.
Simon Boltzendahl, Q1 (2022/23)