Alfred Frank kam am frühen Vormittag des 10.06.1890 in Hildesheim als Sohn von Leopold und Ella Frank, geb. Hirschberg auf die Welt. Er hatte drei Geschwister. Der Vater führte ein Viehgeschäft in der Arnekenstraße 31, wo die Familie auch lebte. 1898 wurde Alfred im Alter von acht Jahren in die Vorschule des königlichen Andreanums eingeschult. Ostern 1905 verließ Alfred die Schule nach der Untersekunda mit dem Wunsch, Kaufmann zu werden. Nach seiner Obersekundareife leistet Alfred den freiwilligen einjährigen Dienst in der Königlich Preußischen Armee ab. Am 13.06.1909 zog er wieder zu seinen Eltern, vermutlich um dort als Viehhandelsgehilfe zu arbeiten. Sein Vater verstarb kurz darauf am 3.07.1909 im Alter von 49 Jahren.  Alfred diente während des ersten Weltkriegs vom 1.03.1915-15.11.1918 als Soldat. Nach Kriegsende wurde Alfred Frank ab dem 8.01.1919 Alleininhaber des Viehhandels. Das Geschäft galt als erst bis zweitklassiges Unternehmen am Platze, das über 100 qm Stallungen und einen 12 qm großen Büroraum verfügte. Es gab einen angestellten Knecht. Alfred handelte vor allem mit Kühen und Rindern, hatte aber auch einige Pferde. 

 

Das Geschäft war vermutlich auch von der Boykottaktion im April 1933 betroffen, als Schaufenster von jüdischen Geschäften eingeschlagen wurden und Kunden von bewaffneten SA-Männern am Betreten behindert wurden. Auch in den folgenden Jahren kam es in Hildesheim immer wieder zu Übergriffen und der Druck auf jüdische Geschäfte nahmen zu. Am 23. April 1935 heiratete Alfred Gertrud Hammerschlag, die am 10. Mai 1901 als Kind von Julius Jonas und Emma Hammerschlag (geb. Meyerstein) in Hildesheim geboren worden war. Um klar als Jude erkennbar zu sein, musste Alfred am 17.10.1938 den zweiten Vornamen Samuel annehmen. Am 1. Oktober 1938 musste Alfred die Viehhandlung aufgeben. Zwei Jahre später wurde Haus an den Pferdehändler Kreibohm verkauft. 1941 wanderte Ella Frank aus Deutschland aus. Zuvor waren bereits Alfreds Geschwister mit ihren Familien emigriert. Warum Alfred und Gertrud nicht ebenfalls emigrierten, ist unklar. Vielleicht fehlten ihnen wichtige Dokumente für die Ausreise oder Alfred fühlte sich als Kriegsveteran in Deutschland sicher. Ab dem 19.09.1941 musste Alfred den Judenstern tragen. 

Im März 1942 wurde Alfred und Gertrud Frank mitgeteilt, dass sie deportiert werden würden und dass ihr Vermögen beschlagnahmt sei. Am 27. März mussten sie, sowie 239 andere Juden aus dem Regierungsbezirk Hildesheim in einer Polizeikaserne in der Kaiserstraße begeben und wurden am nächsten Tag zur Sammelstelle im Stadtteil Ahlem in Hannover gebracht. Insgesamt wurden 491 Menschen aus den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover deportiert. Alfred und Getrud Frank blieben bis zum 31. März in der Sammelstelle, bis sie mit dem Deportationszug 6 nach Warschau ins Ghetto gebracht wurden. Als letztes Lebenszeichen der Eheleute Frank gilt ein Brief, den Alfreds Schwager Herbert Spiegel 1942 aus dem Warschauer Ghetto erhielt. Von den 1000 Menschen, mit denen die beiden im März 1942 nach Warschau deportiert wurden, ist nicht ein Überlebender bekannt. Vermutlich wurden Alfred und Gertrud im Zuge der Räumung des Warschauer Ghettos im Zeitraum vom 22. Juli bis zum 21. September 1942 zusammen mit 280.000 anderen Juden deportiert und ermordet.  

Henrieke de Buhr, Q1 (2020/2021)