Walther Ehrlich wurde am 1. März 1889 in der Friesenstraße 1003 in Hildesheim bei einer Hausgeburt, als Sohn des Kaufmanns Albert Ehrlich und seiner Frau Berta Ehrlich, welche seit 1879 in Hildesheim lebten, geboren. Als einziger Junge neben seinen drei älteren Schwestern – Rosa Buzaglo (geb. Ehrlich), Käthe Meyerhof (geb. Ehrlich) und Else Ehrlich – wuchs Walther zunächst in seinem Geburtshaus, der Friesenstraße 1003, auf. 1896 zog die ganze Familie in die Bernwardstraße 3, da Walthers Vater dort sein eigenes Geschäft unter dem späteren Namen: „Manufaktur Woll- Kurz und Spielwaren en groß“ eröffnete. Ab Ostern 1898 besuchte Walther die Sexta des Königlichen Gymnasiums Andreanum. Am 27. September 1904 verließ Walther dann die Schule nach Abschluss der Untersekunda mit durchschnittlichen Noten.
Nach der Schule begann Walther vermutlich eine Ausbildung zum Handelsgehilfen. Später verlagerte Walther vom 31. Dezember 1907 bis 14. Juli 1908 seinen Wohnsitz nach Hamburg und zog dann zurück in die Bernwardstraße in Hildesheim. Ein späterer Aufenthalt in Freiburg scheint ungeplant tragisch beendet worden zu sein, denn Walthers Vater Albert Ehrlich starb im Alter von 57 Jahren am 3. April 1909, was wohl Walthers Rückzug nach Hause nur 3 Tage später hervorgerufen haben wird.
Wahrscheinlich arbeitete Walther von nun an mit seiner Schwester Else im Familiengeschäft. Die anderen Schwestern waren auswärts verheiratet. Zum 11. August 1923, mit dem Tod von Walthers Mutter Berta, dürften dann die Geschwister Ehrlich endgültig die Leitung und Inhaberschaft des Ladens übernommen haben. Am 1. April 1926 zog Walthers Frau Ella Ehrlich (geb. Meininger) aus Hagenow mit in die Bernwardstraße 3 ein. Nur drei Monate später starb die gerade einmal 27-Jährige am 25. Juli 1926 laut Todesanzeige plötzlich und unerwartet.
Mit 43 Jahren, am 7. Oktober 1933, flüchtete Walther in die Niederlande nach Amsterdam. Grund für die Wahl des Fluchtziels müsste zum einen die geographische Nähe der Niederlande, zum anderen die familiäre Verbindung nach Amsterdam zu seiner Schwester Rosa Buzaglo gewesen sein. Sie lebte mit ihrem niederländischen Mann Aron Buzaglo in Amsterdam. Walther emigrierte alleine per Bahn von Hildesheim aus mit wenigen persönlichen Besitztümern. Sein erster Wohnort in Amsterdam lag in der Rietwijkerstraat 38. Innerhalb dieser Straße zog Walther dann 1934 in die Hausnummer 43 um. In dem Mehrfamilienhaus lebte auch die in Aachen geborene und zeitweise in Hildesheim lebende Therese Edelstein, die verwandtschaftlich mit den Ehrlichs verbunden war. In den Niederlanden ging Walther der Arbeit in einer Art Waschsalon nach.
Walther Ehrlich wurde 1942 aus Amsterdam in das KZ Auschwitz deportiert, wobei sein genaues Deportationsdatum nicht nachweisbar ist. Am 2. November 1942 fand er dort mit 53 Jahren seinen grausamen Tod.
Ben Ole Schumacher, Q1 (2019/2020)