Jonah Goldschmidt, genannt Julius, wurde am 20. September 1862 als viertes Kind der Eltern Helene Goldschmidt und Selig Goldschmidt in Hildesheim geboren. Mit seinen Schwestern Jenny, die schon im Kindesalter verstarb, Bela und Ziepora wuchs er in der Goschenstraße 6 auf, während sein Vater als Kollekteur für eine Lotterie arbeitete. Dieser verstarb im Jahr 1895, woraufhin seine Frau Helene mehrmals umzog und in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 1916 in Moritzberg verstarb.
Nachdem Julius die jüdische Volksschule besucht hatte, kam er als 1872 zunächst auf das Gymnasium Andreanum und wechselte ein Jahr später in den Realschulzweig. Diesen verließ er mit der wissenschaftlichen Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst.
Nach der Schulzeit zog er nach Neustadt an der Hardt, heiratete Sahra Schwarz und bekam mit ihr 1892 einen Sohn, den sie Rudolf nannten. 1912 zog die Familie in die Bachstraße 6 in Karlsruhe, 1920 in die dortige Herderstraße 1. Nachdem Julius‘ erste Frau am 23. Februar 1918 verstorben war, heiratete er am 19. Februar 1920 die Witwe Eugenie Aberle (*1885). In dieser Zeit lebte die Familie von Kapitaleinkünften oder Vermögen, da Julius sich als Privatier niedergelassen hatte.
Im Jahr 1939 zog das Paar in das von jüdischen Gemeinden geleitete Altersheim in der Stephanienstraße 9. Ein Jahr darauf wurde die Familie am 20. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs in Frankreich deportiert. Dort verstarb Julius Goldschmidt am 27. und seine Frau Eugenie am 29. Dezember 1940 unter unmenschlichen Bedingungen.
Auch der Sohn Rudolf wurde zusammen mit seiner Frau nach Gurs deportiert; beide verstarben nach weiteren Deportationen in Ausschwitz. Den zwei Kindern des Paares gelang die Flucht nach Amerika, wo sie heute unter geändertem Namen leben.
Henrike Behrens