Nach elf Jahren kehrt der Schauspieler aus Hildesheim an seine alte Schule zurück

Von Hanna Ilea Enkhardt

Genau wie damals fährt der Fernsehschauspieler Jan Krauter ganz gemütlich mit dem Fahrrad zu seiner einstigen Schule – dem Andreanum. Auch wenn seine Schulzeit schon elf Jahre zurückliegt – und er damals alles andere als ein Einser-Kandidat war – nahm er die Einladung des Gymnasiums ohne zu zögern an. Krauter, der heute in deutschen Filmen und Serien wie dem „Tatort“ und „Solo für Weiss“ mitspielt, hat 2004 sein Abi in Hildesheim gemacht.

Eigentlich wollte er Lehrer werden, erzählt er während seines Gastauftritts an der Schule, doch dann kam alles anders.

„Mich durchfahren hier von Todesangst bis himmelhochjauchzend alle Emotionen“, erklärt der 40-Jährige das Gefühl, als ehemaliger Schüler durch die Flure des Gymnasiums zu gehen. In jedem Raum und hinter jeder Tür kommen ihm sofort Erinnerungen an seine Jugend. Von sich selbst sagt er, dass er kein fleißiger Schüler war. Er habe sich zwar für viel interessiert, nur leider bis auf die Theater-AG für nichts, was im Unterricht passierte. Seine erste Rolle damals in der AG: Der Staatssekretär im Stück „Drachenburger“. Nachdem sein Abi-Schnitt für das Lehramtsstudium nicht ausreichte, hat ihm seine damalige Theater-Lehrerin Carina Heidkamp zur Schauspielausbildung geraten.

Sein Wissen gab er während eines Theater-Workshops nun auch an die aktuellen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums weiter. Die Jugendlichen durften ihn außerdem mit Fragen zu seinem Privat- und Berufsleben löchern. Dabei holte er weit aus. Später wussten die Jugendlichen nicht nur über sein miserables Mathe-Abi und Unfälle am Filmset Bescheid, sondern auch über Drohnenflüge und Elefanten.

Krauter studierte an der Schauspielschule in Stuttgart, hat in verschiedenen Theatern gespielt und sich dann dem Film und Fernsehen gewidmet. Schülerinnen und Schülern, die sich beruflich im Theater sehen, rät Krauter zur klassische Schauspielausbildung. Für Filme und Serien seien oft auch Quereinsteigende gefragt, die durch ihren Hintergrund authentisch zu den Rollen passen. Doch wer das Handwerk wirklich erlernen wolle, müsse sich vorab auch über die möglichen Schattenseiten des Berufs im Klaren sein: „Das Schauspiel konsumiert dich ganzheitlich“, sagt er. Nicht immer zu wissen, wann die nächste Rolle kommt, wenig Zeit für andere Dinge zu haben, die ständige Bewertung von außen und keinen geregelten Alltag zu haben, seien die größten Herausforderungen.

Obwohl Krauter Fernsehschauspieler ist, hat er zum Deutschen Programm eine gespaltene Meinung: „Ich bin eine Hassliebe mit dem deutschen Fernsehen und Film eingegangen.“ Der Grund: Er liebt es, hinter die Kulissen zu blicken, sich in neue Rollen einzudenken – und das Schauspielern vor der Kamera. Dennoch sagt er, dass die heimischen Sender zu spät damit angefangen haben, an die großen Streamingdienste anzuknüpfen und ihre Zielgruppen auszuweiten.

In einer Hinsicht entwickelt sich das weltweite Fernsehen laut Krauter insgesamt negativ: Es werden immer öfter Rollen mit bekannten Menschen wie Influencerinnen und Influencern besetzt. Die würden aber nicht gebucht, weil sie schauspielern können, sondern weil sie Reichweite haben und damit hohe Zuschauerzahlen für den Film versprechen, kritisiert Krauter. Er empfindet es als regelrechte Beleidigung für die Kunst und für diejenigen, die viel Zeit in ihre Aus- und Weiterbildung stecken.

Krauter ist der zweite Promi, der zum 800. Jubiläum des Andreanums an eine alte Schul zurückkehrt. Vor kurzem kam auch die international erfolgreiche Dirigentin Joana Mallwitz (die HAZ berichtete). Auch sie machte ihr Abitur 2004 an dem Hildesheimer Gymnasium. „Joana war schon zur Schulzeit eine Koryphäe“, erinnert sich Krauter an seine Mitschülerin. Nach ihrer Schulzeit trafen sich die zwei einmal zufällig auf einer Zugfahrt, erzählt der Schauspieler. „Wer hätte gedacht, dass wir beide bekannt werden“, blickten die Kunstschaffenden zurück. Doch der Schauspieler sagt, dass er das bei Mallwitz schon damals geahnt habe.

Lange bleibt der Schauspieler nicht in seiner Heimat. Er steht kurz vor der Abreise nach Portugal. Dort startet für ihn der Dreh des dritten Teils von „Lost in Fuseta“, bei dem er die Hauptrolle des autistischen Kommissars Leander Lost spielt. Vorher muss er allerdings noch nach Berlin, um einen Film zu synchronisieren, schildert er seinen straffen Zeitplan.

Den Schülerinnen und Schülern rät er, sich nicht zu viele Gedanken über das Leben nach der Schule zu mache. „Jeder findet seinen Weg“, weiß er aus Erfahrung. Er hofft, dass ihn sein persönlicher Weg vor allem durch weitere Genres, und das internationale Filmgeschäft führt.

Text und Fotos (1): Archiv der Hildesheimer Zeitung vom 14.03.25

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