Am 15.03.25 war einer der Tage, an die ich mich auf jeden Fall noch viele Jahre erinnern werde – und was ich noch viel schöner finde, er wird auch einer größeren Gruppe von aktuellen und ehemaligen Schüler*innen des Andreanum, aber auch z.T. ihren kleinen Geschwistern, ihren Eltern, uns Ehemaligen und einigen Lehrer*innen der Schule bestimmt im Gedächtnis bleiben: Für mich war der Vormittag Nachhaltigkeit pur!

Ich hatte mich rechtzeitig angemeldet, um dabei sein zu können, wenn 800+x Bäume in einem Waldstück bei Klein Escherde gepflanzt werden sollten, eine weitere Veranstaltung des Andreaner-Jubeljahrs.
Was ich da auf einer freien Pflanzfläche mitten im Wald und hinterher auf einem zünftigen Männerspielplatz zwischen Unmengen von Gemüse, Fleisch und Suppen in einer rauchigen Feldküche erleben durfte, ist tatsächlich das, was ich mir unter Schule im Idealfall vorstelle.

Wir hatten uns morgens richtig warm angezogen, alle anderen glücklicherweise auch, denn der Wald war nicht geheizt. Der Boden, den wir bearbeiten mussten, um 1500 Lärchenschößlingen eine neue Heimat zu geben, war eher hart (aber nicht wirklich gefroren). Diese wurden zu je 100 Stück immer wieder von eifrigen Zuträgern zu unserem Einsatzgebiet im Unsiversaltransportmittel meiner Generation, der Ikeatasche, herbeigetragen, weil sie darin angeblich am besten frisch blieben …

Wir anderen schoben den Mulch zur Seite, gruben ein kleines Loch, stellten die zierliche Pflanze gerade hinein und umgaben sie vorsichtig mit dem reichlich vorhandenen Mutterboden 😉, den wir dann sorgfältig mit kleineren oder größeren Füßen feststampften. Und mit dem Mulch anschließend natürlich wieder liebevoll bedeckten. Zwischendurch konnte man sich von Pflanzgruppe zu Pflanzgruppe austauschen – „habt ihr auch nur Mulch?“, „heißt es eigentlich Mulch oder Molch“, „ist Molch nicht so eine Art Maus oder Frosch?“, „ich kann nicht genügend Spitzentanz, um die Erde festzutreten“ und was einem sonst so morgens um 10 beim Pflanzen durch den Kopf geht. Irgendwann musste ich vom Spaten (selbst mitgebracht) auf eine der sehr effektiven Wiedehopfspitzhacken (selbst ausgeliehen) umsteigen, da mein Spaten wegen Materialermüdung einfach durchbrach!
Zwischendurch gab es ein sehr vielfältiges Waldcatering, das keine Wünsche offenließ: Von Käsebrötchen bis Schokokeks, von Brause bis Brokkolisticks war alles dabei!

Leider musste ich unseren gemütlichen Pflanzgrund früher als die anderen verlassen, da ich „unten bei der Jagdhütte“ auch für das „Team Mittagsverpflegung“ eingeteilt war: Das stellte sich aber als großer Vorteil heraus – mir wurde an den unterschiedlichen Feuerschalen endlich wieder so richtig warm, ich musste vorkosten und durfte zugleich die ganze Zeit über in einer richtig bunten Gemüsepfanne rühren, ohne wirklich etwas tun zu müssen: Das Gemüse war schon geputzt und kleingeschnitten, das Olivenöl von 1A-Qualität. Neben mir kochten und brieten einige Suppenköche und der „King of Grill“, besonders gut kam bei den langsam eintrudelnden, hungrigen Waldarbeitern dann wohl die Soljanka mit Wildschweinleber an …

Nach einer ausführlichen Waldmahlzeit im Freien an sog. Wald-Bistro-Tischen (Regentonne mit aufgeschraubter Scheibe) und mit echtem Geschirr aus bereits etwas wurmstichigen Holzkisten kam es dann zum Finale: Alle fleißigen Waldarbeiter (und natürlich -arbeiterinnen) erhielten eine in goldenen Lettern verfasste Urkunde, die bescheinigt, dass man an diesem Event aktiv teilgenommen hat.

Aber um auf meinen Eingangsgedanken zurückzukommen, Stichwort „Nachhaltigkeit“. Als einer der Hauptakteure, Hermann Buerstedde, der für dieses Waldstück mit verantwortlich ist, mir gegenüber ganz sachlich anmerkte, dass wir beide die Ernte dieses Tages nicht mehr erleben würden, wurde mir die Dimension der Aktion erst in ihrem ganzen Ausmaß bewusst: Selbst wenn von unseren 1500 Pflänzchen im Endeffekt nur ein Teil davon sein Lebensziel erreichen wird, nämlich ausgewachsene Lärchen zu werden, ist hier heute ganz viel bewirkt worden. Eine Lärche braucht ca. 60 Jahre, bis sie zur Holzverwertung herangereift ist, in den Jahren dazwischen ist sie Bestandteil des Waldes, Teil der grünen Lunge unserer Umwelt und Behausung für viele größere und kleinere Waldbewohner (wenn die kräftigen Rehböcke, die sich hier zu Hauf rumtreiben sollen, dieses Glück nicht schon im Sprössling mit einem großen Happs ersticken sollten …). In der Zwischenzeit kann ihnen die kultivierende Hand des Menschen gegen die Übermacht der Farngewächse helfen, die die Entwicklung der kleinen Lärchen hemmen: Das könnten weitere Gruppen von Andreaner*innen sein, die z.B. zweimal im Jahr gegen diese Plage ankämpfen. Wir Älteren, die wir heute hier mitmachen durften, werden nicht mehr erleben, wie die Jüngsten unter uns die Lärchen zu Bauholz, Möbeln oder was auch immer verarbeiten werden.

Aber wir können in dieses Wäldchen in den nächsten Jahren immer mal wieder zurückkehren und es beim Wachsen bewundern. Wir haben heute erlebt, wie Kinder und Jugendliche etwas bewirkt, etwas Bleibendes geschaffen haben. Sie haben dabei einfache Regeln der Natur und der Kultivierung berücksichtigt, haben gezielt und konstruktiv ihre persönliche Kraft eingesetzt und ganz offensichtlich die tiefe Befriedigung der Selbstwirksamkeit erlebt. Den Rahmen dafür hat ihre Schule gesetzt, vor allem die bewundernswerte Arbeit von Susanne Herbrich und Annegret Warneke: nämlich Planung und intensive Organisation zusammen mit den Waldpächtern, H. Buerstedde und G. Broyhan-Klöpper, die vor Ort den (Pflanz)Boden bereitet haben und ein großzügiges Waldmenü für alle Beteiligten dazu. Sie erhalten am Ende der Veranstaltung einen wohl verdienten Applaus für ihr Engagement. Aber die beiden Organisatorinnen haben auch Weitblick bei der Finanzierung dieses Großprojekts gezeigt: Gute und nachhaltige Bildung kostet Geld, das haben sowohl der Freundeskreis des Andreanums als auch die Heinrich-Dammann-Stiftung gut nachvollziehen können, beide haben das Projekt finanziell unterstützt  und damit besonders gefördert, herzlichen Dank von allen Beteiligten dafür!
Kluge Planung - oder in diesem Fall gute Schule - kann aber nur erfolgreich sein, wenn sie ihre Adressaten wirklich im Inneren ihres Wesens erreicht: Das haben am Samstag die engagiert arbeitenden Schüler*innen und viele andere Mitglieder der Schulgemeinschaft gezeigt, die irgendwo in einem Wald bei Hildesheim bei 4 Grad Außentemperatur ein Stück Zukunft gepflanzt haben … und vielleicht war darunter ja auch das eine oder andere Apfelbäumchen!

 

Autorin: Annette Neubaur

Baumprojekt 800 + X des Gymnasium Andreanum gefördert von der    

 

 

 

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.