Kohorten, das Wort kennt ja seit der Coronapandemie jeder in unserer Schule. Der Begriff stammt aber ursprünglich aus dem Lateinischen, und die Römer verstanden darunter den zehnten Teil einer römischen Legion, also je nach Legionsstärke 420 bis 600 Soldaten.
Römische Soldaten marschierten vor über 2000 Jahren auch durch die norddeutsche Tiefebene, und zwar durch ein Gelände, das nördlich der heutigen Stadt Osnabrück liegt. Die verloren natürlich infolge der hohen militärischen Disziplin, die in einer römischen Legion herrschte, anders als wir modernen Kohortenmitglieder nie den Anschluss an ihre Gruppe. Aber im Jahr 9 n.Chr. half den in der Nähe von Kalkriese marschierenden Soldaten auch ihre legendäre Disziplin nicht, einer Katastrophe zu entgehen, die ihnen durch Verrat drohte.
In der sogenannten Varusschlacht, die nach Ansicht vieler Archäologen am Kalkrieser Berg stattgefunden haben soll, soll das römische Heer um Quintilius Varus trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit überraschend von germanischen Kriegern unter der Führung von Arminius geschlagen worden sein. Als ursächlich dafür wird ein Hinterhalt erachtet, in den Arminius, der später in Hermann umbenannt wurde, das römische Heer gelockt haben soll. Noch heute erinnert das Hermannsdenkmal bei Detmold an diesen überraschenden Erfolg der germanischen Krieger. Den Schauplatz dieser Schlacht wollten sich die Schüler*innen der vier Klassen des 8. Jahrgangs und auch die Schüler*innen der 9. Klassen einmal "in natura" anschauen und deshalb machten sich beide Jahrgänge kurz vor den Herbstferien auf den Weg ins etwa 170 km von Hildesheim entfernt liegende Kalkriese.
Nach gut 2 ½ stündiger Busfahrt, die sich auch aufgrund musikalischer Untermalung von Seiten der Schüler*innen für viele von ihnen als Highlight darstellte, erfolgte die Ankunft in Kalkriese. Dort stand für beide Jahrgänge eine Führung durch das Kalkrieser Museum sowie über das antike Schlachtfeld auf dem Programm. Dabei sorgte die Rückversetzung in antike Zeiten mit Abgabe der Handys sowie der allgemein herrschende Trubel dafür, dass drei Schüler*innen des 8. Jahrgangs den Anschluss an ihre eigene Klasse verloren.
Für die betroffenen Schüler*innen stellte sich wahrscheinlich spätestens in diesem Moment die Frage, wie die Römer das vor 2000 Jahren nur mit der Verständigung und Kommunikation ohne Handys, dafür mit Boten oder Briefen hinbekommen hatten. Da es sowohl für einen Boten als auch einen Brief zu spät war, wurden besagte Schüler*innen im Sinne der römischen Concordia (Eintracht) von einer anderen Klasse aufgenommen. Nachdem diese ersten Hürden genommen waren, startete der Rundgang durch das Museum. Im Museum begeisterte jahrgangsunabhängig ein Kugelmodell, dass die Verluste des römischen Heeres auf dynamische Art und Weise darstellte. Auch eine einzigartige, bisher nur in Kalkriese gefundene, römische Maske sowie die Nachbildung eines römischen Heeres sorgte für beeindruckte Gesichter auf Seiten der Schüler*innen.
Nach dem Museumsrundgang erfolgte an der frischen Luft eine Führung über das antike Schlachtfeld. Während die Schüler*innen den Weg der Römer über das Schlachtfeld nachverfolgten, beeindruckte sie vor allem die Vorstellung, dass vor vielen Hunderten von Jahren römische Legionäre an derselben Stelle marschiert waren. Eine den Originalen nachempfundene Wallanlage sowie eine kleine Führung durch den angrenzenden Wald gaben den Schüler*innen besondere Einblicke in die Verhältnisse, mit denen die römischen Soldaten im Jahr 9 n. Chr. konfrontiert wurden. Der Jahrgang 9 hatte zudem das Glück (manch einer mag es auch als Pech empfunden haben), dass sich die Wetterverhältnisse mit Wind und Regen den Verhältnissen angepasst haben, mit denen auch die Römer während der Varusschlacht zu kämpfen hatten.
Nach der Führung, die in vielerlei Hinsicht Anschlussmöglichkeiten an die im Lateinunterricht thematisierten Fragen nach Ausrüstung beider Seiten oder der Wahl Kalkrieses als Schlachtort bot, blieb noch genug Zeit für eine Stärkung sowie die Wiedervereinigung der verlorenen Schüler*innen mit ihrer Klasse. Beim Erkunden des Museums auf eigene Faust standen den Schüler*innen schließlich auch wieder ihre gewohnten Kommunikationsmittel zur Verfügung, sodass weitere Verluste vermieden werden konnten.
Im Anschluss daran machte sich der Jahrgang 8 auf den Weg nach Osnabrück, um dort in einer Stadtführung spannende Aspekte der Stadt Osnabrück zu erleben. Der Jahrgang 9 dagegen machte sich auf den Weg zu einem Baumwipfelpfad in Bad-Iburg, wo abermals ein Wald erkundet wurde – dieses Mal allerdings nicht aus strategischer, sondern aus rein biologischer Perspektive.
An dieser Stelle richtet sich unser besonderer Dank an den "Freundeskreis des Andreanum", der die Exkursionen finanziell durch die Übernahme eines großen Teils der Busfahrtkosten unterstützt hat.
Katharina Hartmann